Quax in Afrika

 

 

gedreht als "Quax in Fahrt" 1943 - 45, dann von der alliierten Militärregierung verboten

Uraufführung: 22. Mai 1953 in mehreren Städten der Bundesrepublik

Heinz Rühmann (Fluglehrer Otto Groschenbügel)

Hertha Feiler (Renate Scholl)
Karin Himboldt (Marianne Bredow)
Bruni Löbel (Julchen Guldach)
Lothar Firmans (Hansen)
Beppo Brem (Alois)
Robert Tessen (Fips)
Georg Vogelsang (Krehlert)
Adolf Fischer (Brückner)
Lutz Götz (Kühn)
Josef Kamper (Hartig)
Georg Irmer (Mertens)
Lewes Brody (Medizinmann)
Daisy Johnson (Banani)
Walter Goß (Rundfunksprecher)

Regie: Helmut Weiß
Produktion: Terra

Fortsetzung von "Quax der Bruchpilot". Quax, jetzt Fluglehrer, will keine weiblichen Flugschülerinnen, kann aber von deren Qualitäten bei einem Wettflug überzeugt werden. Das Team stürzt dabei über Afrika ab und kommt in Kontakt mit der dortigen Bevölkerung.

Die oft kritisierten Schüler setzen Kameradschaft vor eigenen Erfolg, was den von den Eingeborenen bedrohten Fliegern das Leben rettet. Die schöne Banani wird als Ehefrau angetraut und so verleben sie einige schöne Tage in Afrika, bevor sie wieder in die Heimat zurückkehren und jeder seine Frau bekommt.

 

Eine Klamotte, die durch den Gegensatz zwischen Handlung und Tagesgeschehen hervorsticht. Während die Wehrmacht überall zurückgedrängt wird, dreht man einen Spanienbesuch und einen Afrikaflug! Ursprünglich sollte der Film in der Kurischen Nehrung gedreht werden, doch dann war die Gegend schon "mögliches Feindgebiet". Dramatischer kann man Propaganda wohl kaum betreiben. Dies ist eine Besonderheit dieses Filmes, dessen Handlung sich weder durch besonderen Humor noch durch Tiefgang auszeichnet, höchstens durch seine Schauspieler. Und es wird schön dick aufgetragen: den Tarpan in Afrika gut durchgegrillt, vielleicht mit Dortmunder Aktienbier?

Weiterhin interessant im Zusammenhang mit dem Zeitgeschehen ist die schon im ersten Quax-Film angesprochene Spannung Disziplin vs. Können und Disziplin vs. Kameradschaft. Mehrmals kommt die Handlung zu dem Schluß, daß die Disziplin gerade einmal gut ist, um Gefahren abzuwenden, daß Können und Kameradschaft aber wichtiger sind.

 

Eigentlich ohne Zusammenhang mit dem Film und doch interessant ist das Zusammenspiel zwischen Heinz Rühmann und seiner Ehefrau Hertha Feiler. Im ersten Quax-Film war Karin Himboldt seine Partnerin, der er in einer sehenswerten Szene einen Heiratsantrag machte. Hertha Feiler spielte im ersten Film nicht mit. Mit etwas Mühe wird nun die Handlung so konstruiert, daß Karin Himboldt an einen anderen netten Mann abgetreten wird und Hertha Feiler ihren Heinz bekommt. Aber: die beiden bilden bereits ein verliebtes Ehepaar, wenn die Handlung eigentlich noch gar nicht dort angelangt ist: Heinz Rühmann, der sich mit einem heftigen Anschiß versucht und seine Frau, die ihm mit verliebt blitzend-verzeihenen Augen entgegenblickt. Und ein perfekter spanischer Tanz Stirn an Stirn - vielleicht der künstlerische Höhepunkt des Filmes? Die Lebensrealität der Schauspieler durchbricht hier die Handlung und macht den Film dadurch sympathisch.

 

 

aus Heinz Rühmanns Erinnerungen über diesen Film:

1943 drehten wir auf dem Flugplatz in Durach bei Kempten im Allgäu den zweiten Quax-Film. In unserem Drehort hörten wir jede Nacht die Bombergeschwader, die in Richtung München flogen. Jeden Abend nach den Aufnahmen mußten wir unsere kleinen Flugzeuge abdecken, denn die Gefahr war zu groß, daß sie beim Abwerfen von Leuchtraketen entdeckt werden konnten. Eines Morgens kam die Nachricht, daß der Vater von Beppo Brehm in München durch Bombensplitter schwer verletzt worden war, und der Sohn wollte natürlich so rasch wie möglich zu ihm. Also rein mit ihm in die Arado 79, die mir zur Verfügung stand.

Der Flug verlief normal. Anfangs. Doch dann zogen die ersten Schwaden ans uns vorbei. Brandgeruch in der Kabine. Dann am Horizont ein kilometerlanger Feuerstreifen. Darüber schmutzig-braune Rauchwolken, aus denen vereinzelte Kirchtürme ragten. München brannte. München hatte in dieser Nacht einen der schwersten Angriffe erlebt. Schäden und Verwüstungen waren überhaupt noch nicht zu übersehen. Alle wußten nur eins: das große Kühlhaus an der Isar, voll mit Lebensmitteln, brannte. Es war das vierte Kriegsjahr und "essen" hatte Vorrang vor allem.

Tage später hatten wir in Durach einen großen Komparserie-Tag. Männlein und Weiblein waren dafür mit dem ersten Zug aus München gekommen. Man sah ihnen an, wie wenig sie in den letzten Nächten zum Schlafen gekommen waren. In der Mittagssonne packten sie ihre Brotzeit aus. Was sehe ich da? Alle haben sie reichlich braungebrannte Eier mitgebracht. Sie laden uns ein mitzuessen. Mit einem Lächeln in den Müden, abgespannten Gesichtern. Es waren Eier aus dem ausgebrannten Kühlhaus an der Isar.

 

 

aus Bruni Löbels Erinnerungen:

Die Szenen in Afrika, die wurden in Brandenburg gedreht, wo es eher öd war. Und dort hat man dann aus dem botanischen Garten ein paar Palmen aufgestellt. Ja und die Schwarzen, die kamen von überall her, ich weiß gar nicht, wo die alle herverpflichtet wurden. Die sächsischen Schwarzen, die sprachen natürlich ein besonders schönes Sächsisch.

 

Als Quelle diente Heinz Rühmanns Erinnerungen "Das war's", erschienen im Ullstein-Verlag 1982, "Heinz Rühmann und seine Filme" von Gregor Ball und Eberhard Spiess, Citadel Filmbuch erschienen bei Goldmann Magnum 1982 und "Das große Heinz Rühmann Buch" erschienen bei Naumann & Göbel sowie ein Fernsehinterview mit Bruni Löbel.

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