Einjährig-Freiwillige

In Österreich-Ungarn galt eine allgemeine Wehrpflicht von drei Jahren; wer aber ein Gymnasium oder eine Realschule beendet hatte, brauchte nur ein Jahr zu dienen. Die Parlamente wollten damals keine großen Budgets für das Militär genehmigen und die Zahl der Offiziersanwärter sank. Daher die Idee, den „Einjährig-Freiwilligen“ in der Armee einzuführen um so Maturanten an das Heer zu binden und mit ihnen Offiziersstellen aufzufüllen. 

Das Wort „freiwillig“ war eigentlich nicht zutreffend, denn für die tauglich Befundenen war das Dienen eine Pflicht, das „Freiwillige“ bestand darin, daß man sich die Waffengattung auswählen durfte und das Regiment, in dem man dienen wollte. Man hatte das Recht, die eigene Uniform zu tragen, außerhalb der Kaserne zu wohnen und als zukünftiger Reserve-Offizier mit den Offizieren in der „Menage“ zu essen. Somit brauchte der Staat nicht für Bekleidung und Verpflegung aufkommen.

Sechs bis sieben Monate wurde geschult, u.a.. Dienst- und Exerzierreglement, Taktik, Heerwesen und Militärgeschäftsstil. Von acht Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags dauerte der Dienst, unterbrochen durch ein gemeinsames Mittagessen unter Vorsitz des Schulkommandanten. Während des Mittagessens durfte über Politik, Musik, Bücher und Theater geredet werden - so konnte sich der Schulkommandant ein gutes Bild von der Intelligenz der Schüler machen. Mit dem Ende der Dienststunden waren die Soldaten frei, ebenso von Samstag Nachmittag bis Montag früh.

Wenn dann die Freiwilligen zu ihren Regimentern einrückten, wurde eine „Beschreibung“ jedes Einzelnen gesandt, so daß man genau wußte, wes Geistes Kind der Freiwillige war; für die Zukunft war diese „Beschreibung“ sehr wichtig.