Kaffeehausliteratur

Wenn ich nicht zu Hause bin, bin ich im Hawelka.
Wenn ich nicht im Hawelka bin, dann bin ich auf dem Weg ins Hawelka.

Alfred Schmeller

 

Das Publikum des Café Herrenhof war so uneinheitlich, so buntscheckig, ja so voller Gegensätze. Ganz zu schweigen davon, daß dieses Kaffeehaus ein ausgedehnter Komplex war, dessen einzelne Gebiete - das Frontlokal der Herrengasse, der mit buntem Glas gedeckte, wiederum unterteilte Mittelsaal, das schon als Spielzimmer benutzte Verbindungsstück gegen die Räumlichkeiten an der Wallnerstraße, zu denen einige Stufen hinabführten und die zuletzt nur noch Bridgestube waren - untereinander kaum nennenswerte Beziehungen unterhielten. Ganz vorne saß, wohl schon vormittags, das fluktuierende Publikum (also keineswegs "Insassen"), im Mittelsaal bewegte sich von Tisch zu Tisch, hospitierend oder zu kurzem Gruß oder Worttausch da und dort stehen bleibend, das bessere Publikum, während in den hinteren Räumen eine ruhelose Bohème hauste, kam und ging, telephonierte, flirtete, Briefe schrieb und hauptsächlich Karten spielte. Ich selbst war, obgleich bürgerlich bis in die Knochen, Insasse dieses hinteren Teiles, wo auch mancher Literat wohnte.

Justinian Frisch

 

wea gallopiatn do zua schlofnszeit?
no da voda mit sein paumpaletsch.
ea beidlt und druckt eam wia net scheit,
so dass a des haschal fost zaquetscht.

"trottl, wos dahst denn dei gfries dauand fuat?"
"heast, papa, sigst du denn den ealkenig net?
mi n potzn schwaunz und ein steirahuat?"
"des is do da nebe! sei net so bled!"

"du siasses goschal, geh, kumm zu mia!
a hamliches spü, des spül i mit dia!
a haufm unkraut wokst aum straund,
mei oide wachlt mi n aubrunztn gwaund."

"papa, papa, geh hea do zua,
wos da ealkenig ollas wass!"
"du faungst no a floschn! gib a rauh!
duach d finstare hosn kräut hekstns a schas."

"i steh auf di, auf dein weissn popo,
und gehst net glei mit, so reiss i da n o!"
"papschi, papschi, jetzt greift a zua!
ea soi mi lossn, i hob scho gnua!"

da vota wiad grantig, vatäut a watschn,
da klane krepiat, s ross valeants hatschn --
doch do blinkt scho s hawal und so bstöt a si gleich
an doppetn bianla und an schwoazn fia d leich.

gerhard rühm 1981

 

und der Originaltext
"jö schau, so a sau, jössas na was macht a nackerter im hawelka"
von Georg Danzer

 

Als man 1917 in Wien erzählte, das in Russland die Revolution ausgebrochen sei, meinte ein Hofrat: "Na, wer wird denn in Russland schon eine Revolution machen? Der Trotzki vielleicht, aus dem Café Central"?


Akt. am 22. déc. 2007